Kissenwerkstatt Teil II – Kissenhülle mit Paspel und Hotelverschluss

So, hier kommt wie versprochen der zweite Teil der Kissenwerkstatt – heute nähen wir Kissenhüllen mit Paspel . Das ist dieser schmale Wulst, der in der Naht mitläuft. Die Paspel wirkt bei den Kissenhüllen wie ein kleiner Rahmen und macht wirklich was her.

Mit Paspel dauert das Nähen der Hülle ein bisschen länger, aber viel schwieriger ist es nicht.Wir brauchen zunächst einmal drei Stoffteile. Das Teil für die Vorderseite ist genauso groß wie das Kissen + Nahtzugabe , ich nehme hier einen Zentimeter. Mein Kissen ist 50cm x 50cm groß, daraus ergeben sich für das Stoffteil also Maße von (50+1+1) x (50 +1+1) = 52cm x 52cm.

Die Rückseite wird wieder einen Hotelverschluss haben. Also brauchen wir hier zwei Stoffteile: Jedes Teil ist so breit wie das Kissen und halb so hoch. Dazu kommen jeweils 5cm für die Überlappung und ringsherum ein Zentimeter Nahtzugabe . (Da an beiden Teile 5cm hinzugegeben werden, überlappen sich die beiden Teile am Ende um 10cm.) An einer der langen Kanten geben wir noch einen Zentimeter extra hinzu, das wird die offene Kante sein, da wird die Nahtzugabe für einen sauberen Abschluss doppelt umgefaltet. Für mein Kissen ergeben sich diese Maße: (50+1+1) x (25+5+1+2) = 52cm x 33cm.

Was fehlt uns jetzt noch? Genau, die Paspel . Man kann Paspel - oder auch Biesenband fertig kaufen. Wenn man aber eine Paspel aus einem ganz bestimmten Stoff haben möchte oder mal wieder vergessen hat, Paspelband zu kaufen, kann man es auch selbst herstellen.

Dazu benötigt man Schrägband und eine dickere Kordel. Fertiges Schrägband ist meistens schon vorgefaltet, das muss man zuerst auseinanderfalten. Die Kordel lässt sich einfacher einlegen, wenn man das Schrägband vorher zur Hälfte faltet und bügelt. Dann nimmt man am Besten einen Reißverschlussfuß und stellt die Nadel weit nach links. So kann man schön knapp neben der Kordel entlangnähen. Das Schrägband umhüllt dabei die Kordel möglichst in der Mitte.

Egal ob fertig gekauft oder selbst gemacht – am Ende brauchen wir genug Paspelband, um einmal um das ganze Kissen herumzukommen. In diesem Fall also 4×50= 200cm. Für einen schönen Abschluss sollten es noch ungefähr 5cm mehr sein, dann hat man auch ein bisschen Spielraum. Ich lege mir also 205cm Paspelband zurecht. Dann haben wir alles zusammen, was wir brauchen.

Jetzt geht es endlich ans Nähen. Zuerst wird die Paspel auf dem Vorderteil angebracht. Die Vorderseite des Stoffes liegt dabei oben, die Kordel im Paspelband zeigt zur Mitte. Am Besten beginnt man in der Mitte einer Seite und legt das Paspelband so auf, dass die Kordel knapp innerhalb der geplanten Naht liegt. Der Rest des Schrägbandes liegt auf der Nahtzugabe .

Ich fange erst 3cm vom Anfang des Paspelbandes an zu nähen und nehme hierzu wieder den Reißverschlussfuß mit nach links gestellter Nadel. Die ersten Zentimeter bleiben lose, damit wir das Paspelband am Ende schön zusammenfügen können. Deswegen habe ich auch die ersten cm des Paspelbandes nicht zusammengenäht. Aber dazu später.

Das Paspelband wird jetzt einmal rings um das Vorderteil geführt und fest genäht. Das Garn sollte dabei die gleiche Farbe haben wie das Paspelband, so fallen kleine Ungenauigkeiten später nicht auf. Wenn man eine Ecke erreicht, die Nadel im Stoff stecken lassen und das Füßchen anheben. Dann kann man den Stoff ganz leicht drehen, ohne dass etwas verrutschen kann. Das Paspelband möglichst eng umknicken. Das darf ruhig ein bisschen knautschig aussehen, das wird beim Wenden wieder gedehnt. Das Schrägband kann leicht eingeschnitten werden, damit das Band sich leichter um die Ecke biegen lässt. Aber Vorsicht – nicht zu weit schneiden! Die Naht und die Kordel dürfen nicht verletzt werden.

Wenn wir einmal rum sind, ein paar Zentimeter vor dem Anfang des Paspelbandes stoppen. Jetzt müssen der Anfang und das Ende des Paspelbandes miteinander verbunden werden. Dazu bleibt die Nadel  im Stoff stecken, das Füßchen wird angehoben.  Auf einer Seite des Bandes wird das Schrägband einen Zentimeter eingeschlagen. Dafür habe ich am Anfang ein paar Zentimeter nicht geschlossen. Man kann das aber auch am Ende des Bandes machen und einfach ein paar Stiche auftrennen. Bei gekauftem Paspelband muss man das sowieso machen.

Das andere Ende des Paspel wird dann in das eingeschlagene Band geschoben und gegebenenfalls gekürzt. Jetzt können die restlichen Zentimeter genäht werden und die Verbundstelle ist geschlossen.

Alternativ könnte man die beiden Enden der Paspel kreuzen und nach außen führen. So finde ich es aber viel schöner.

Der schwierige Teil wäre damit überstanden. :)

Jetzt zur Rückseite der Kissenhülle. Zunächst wird von jedem der beiden Stoffteile eine der langen Seiten zweimal um einen Zentimeter gefaltet und abgesteppt . So haben wir eine schöne saubere Kante.

Anschließend werden die beiden Teile rechts auf rechts auf das Vorderteil gelegt, dabei überlappen sie sich.

Alles schön mit Nadeln feststecken und umdrehen. Beim Zusammennähen benutzen wir nämlich die Naht, die eben beim Anbringen der Paspel entstanden ist, als Hilfslinie. Die jetzige Naht sollte so genau wie möglich der Paspelnaht folgen, damit die Wulst nachher auch schön mittig in der Naht sitzt. Das wird einfach genauer, wenn man es in zwei Schnitten macht.

Wenn die Naht einmal rungsherum ist, die Nahtzugabe etwas zurück schneiden (vor allem an den Ecken) und mit Zickzackstich oder Overlockmaschine versäubern.

Jetzt nur noch wenden, Kissen rein und fertig!

Kommentare

Lisa
Vielen lieben Dank für die tolle Kissen-Anleitung mit Paspel und Hotelverschluss! Habe heute den verregneten Sonntag zum Nähen genutzt. Eigentlich habe ich nicht so viel Erfahrung, aber mit deinen sehr klaren Schritten ließ es sich prima umsetzen, und nun ziert ein schmuckes Kissen unser Sofa:)

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